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Loslassen, was nicht glücklich macht!

Immer wieder gibt es im Leben Situationen des äußeren und inneren Auf- und Umbruchs. Es sind Zeiten der Veränderung. Dies bedeutet Liebgewonnenes loszulassen, sich vom Vertrauten zu verabschieden, neue Schritte zu gehen, die Spannung zwischen der Angst vor dem Neuen und der Verheißung von etwas Neuem auszuhalten.

Verhalten Sie sich wie ein Pavian?

Um es vorweg zu sagen, Paviane lassen nur sehr schlecht los.

Genau dies nutzen die Eingeborenen der Kalahari-Wüste aus, um die Tiere zu fangen.  

In einem verlassenen Termitenhügel bohrt der Jäger ein Loch. Dann legt er Melonen-Kerne hinein und verlässt scheinbar den Ort. Der Pavian, der ihn dabei beobachtet hat, rennt zu dem Hügel, sobald der Mensch weg ist. Er greift in das Loch. Seine Hand umfasst die Kerne. Vielleicht freut er sich schon auf die Kerne. Er will seine Faust hinausziehen, um den Genuss des Kernesssens zu erleben. Nur – es funktioniert nicht. Seine die Kerne umklammernde Faust ist jetzt zu groß, um sie wieder aus dem Loch zu ziehen. Der Pavian kann sich noch so mühen, er kann versuchen, sie mit Gewalt herauszubekommen, nichts hilft. Die geballte Faust ist zu groß. Er steckt fest. Seine geballte Faust passt nicht durch das Loch.

Er würde nicht loslassen und sterben, käme der Jäger nicht zurück. 

Der Jäger wartet ab, bis der Pavian die geballte Faust nicht mehr aus dem Loch bekommt. Er kehrt zurück, um dem Tier eine Schlinge um den Hals zu legen. Der Pavian ist sich der Gefahr bewusst, er wehrt sich, er schreit, aber er lässt die Kerne nicht los.

Zum Glück werden die Paviane in der Kalahari-Wüste nicht getötet. Der oder die Jäger hält/halten sie eine Nacht lang fest und geben ihnen eine weitere Delikatesse zu essen, Salz. Die Paviane stürzen sich darauf. Natürlich haben sie am nächsten Morgen großen Durst. Die Jäger nehmen ihnen die Schlinge um den Hals ab, worauf die Tiere sich beeilen, zur nächsten Wasserquelle zu kommen, um ihren Durst zu löschen. Damit zeigen sie den Jägern, wo auch sie Wasser finden können.

Menschen sind dem Pavian im Verhalten oft sehr ähnlich

Leider haben wir Menschen meist Angst, vergangene Erlebnisse loszulassen. Woher kommt das? Unsere Gedanken lassen uns den Schritt nicht tun, abgespeicherte uralte Emotionen halten uns zurück.

Vielleicht haben wir in einem einzigen Leben ein einziges Mal eine schlechte Erfahrung gemacht. Diese ist in unserem Bewusstseinsfeld abgespeichert und meldet sich sofort, wenn wir uns in einer ähnlichen Situation befinden.

  • Eine Ehe oder Partnerschaft ging in die Brüche und wir halten an der Ehe und/oder an dem Partner gedanklich fest.
  • Wir sind einmal durch eine Prüfung gefallen und glauben nun, dies wiederholt sich immer wieder.
  • Ein Auto überfuhr uns in einem Leben, und die Angst davor kommt immer wieder hoch, wenn wir zum Beispiel die Straße überqueren wollen.
  • Ein Elternteil hat uns in einem Leben beschimpft, klein gemacht, verletzt. Wir haben die Wut und die Trauer darüber nicht verarbeitet.

Unzählige Situationen, die wir nicht losgelassen haben, halten uns in Gedanken und Emotionen gefangen. Das Übungsfeld Loslassen begegnet uns täglich mit kleinen Dingen oder größeren Ereignissen.

Wieviel Aufmerksamkeit verschwenden wir auf Dinge, die uns festhalten, statt uns in unserer Entwicklung zu fördern. In vielen Haushalten gibt es „Erbschaften“, den Teller der Großmutter, die Wanduhr des Großvaters, obwohl alle sie hässlich finden, Trockengestecke von der Mutter, die sie so liebte, und wir sie deshalb nicht dem Mülleimer übergeben können etc.

Wäre es nicht lohnenswert all dies loszulassen, damit wir unser Leben befreit, ohne alte Energien, in Frieden, mit großer Freude und mit ganzer Kraft leben können?